[Blog-Karneval] Lernen 2.0 – Soziale Lernstrategien im Mitmachnetz

Am ersten Blog-Karneval des E-Learning-2.0-Blogs „Lernen 2.0 – Verändert das „Mitmachnetz“ unsere Strategien zu lernen?“ vom 19.2. bis 7.3.2010 haben neben Saskia als Mitveranstalterin selbst noch sechs weitere Blogger teilgenommen. Hierfür gleich zu Beginn einen herzlichen Dank! Bevor ich eine Zusammenfassung der Kernaussagen anbieten möchte, hier die Beiträge in chronologischer Reihenfolge zum Überblick:

Da sich fast alle Beiträge an den formulierten Leitfragen orientierten, werde ich auch in der Zusammenfassung der Kernaussagen diese Reihenfolge beibehalten:

Was versteht ihr grundsätzlich unter lernen?

Die TeilnehmerInnen des Blog-Karneval teilen überwiegend ein konstruktivistisches Verständnis von Lernen. Aber auch der Konnektivismus spielt eine Rolle, da in der Zeit des user-generated content nicht jeder sein gesamtes Wissen selbst konstruieren muss oder kann.(Saskia) Für Marc bedeutet Lernen „das langfristige Aneignen von Wissen mit einem klarem Ziel. Alles andere fällt für [ihn] in die Kategorie Informationsbeschaffung.“ Sergej hingegen lernt, um „verschlossene Türen, hinter denen etwas ist, was [er] bisher nicht verstanden ha[t], zu öffnen.“ Für Patrick dient das erworbene Wissen „als Filter für weitere Informationen. Damit können wir neue Fakten einordnen und deuten, also interpretieren. Je dichter und vielschichtiger dieser Filter ist, desto essentieller und erkenntnisreicher ist die neue Erkenntnis. Hierbei kann der Lernprozess süchtig machen, „denn je mehr wir lernen, desto mehr werden wir mit Erkenntnissen und Lernerfolgen belohnt.“

Welche Rolle spielen die Web-2.0-Tools beim Lernen für euch?

Für Saskia ermöglichen die Web-2.0-Tools den Zugang zu einer Fülle an Informationen, hierbei rufen diese Werkzeuge „aber auch neue Verhaltensweisen hervor, mit ihnen und den darüber zur Verfügung stehenden Inhalten, Ressourcen und Personen umzugehen.“ Sie „vergrößern die Möglichkeiten, die der Pfad (des Lernens) einschlagen kann“, so Olaf. Sergej gibt aber zu beachten, dass „durch die große Menge an Tools […] viel Zeit mit diesen verloren [geht], anstatt sich auf das tatsächliche Lernen zu konzentrieren.“ Für Patrick findet z.B. beim Führen eines Blogs ein „virtueller Stofftransfer“ statt:

Ich nehme wissen wahr und speichere es mit einem Schreibvorgang auf meine eigene Festplatte, dem Gehirn. Dadurch, dass ich also meine Gedanken zu virtuellem Papier bringe, festigt sich das Wissen auch innerhalb meines neuronalen Netzwerks. Außerdem können Blogeinträge Diskussionen erleichtern, bereichern und ergänzen, so dass ein gegenseitiger Wissensaustausch mit Menschen ermöglicht wird, die ich im Offline-Leben wahrscheinlich so schnell und einfach nicht gefunden hätte. Man schließt sich somit automatisch einer Lerncommunity an, ob man will oder nicht.

Könnt ihr bei der Verwendung von Web-2.0-Tools Unterschiede zu herkömmlichen Lernstrategien (z.B. Wiederholen) feststellen?

Marc stellt für sich fest, dass die Web-2.0-Tools nur unwesentlichen sein formelles Lernen ändern. Als mögliche Ursachen führt er Zeitmangel (kollaboratives Lernen zeitaufwendiger?), fehlende Lernanlässe, mangelnde Offenheit (Angst vor Fehlern) oder sich selbst an. Im informellen Lernen sieht er mehr Potential: „via Google Reader und Twitter werde ich über die «Szene» auf dem Laufenden gehalten indem ich interessanten Personen folge und meine eigenen Interessen teile […].“

Jakob lernt lieber auf herkömmliche Art und Weise, denn „die Gefahr abgelenkt zu werden ist am PC ungleich höher als wenn man an einem leerem Schreibtisch nur mit Papier, Stift und Buch ausgestattet sitzt.“ Sergej hingegen ist disziplinierter geworden und teilt sich gerne auch mal mit anderen zu MindMaps online aus.

Patrick will die herkömmlichen Lernstrategien wie Wiederholen nicht abschreiben, denn für ihn bieten die Web 2.0-Tools „vielleicht auch eher die Möglichkeit mit Freude und Spaß Dinge zu “wiederholen” (also das Lesen von Meinungen anderer zu einem bestimmten Thema, die explorative, multimediale Recherche oder Wissensspiele usw. sind ja im Grunde genommen alles Vorgänge des Wiederholens).“

Andreas gehört zu den Menschen, bei denen die neuen Medien die Lernstrategie kaum beeinflussen:

„Ich eigne mir Wissen nach wie vor ganz altmodisch an, durch abschreiben, zusammen fassen, vorlesen und aufschreiben, und das immer wieder, so lange bis es sitzt. Ich nutze den Computer zwar sonst sehr gerne, aber lernen kann ich daran eher schlecht.“

Jakob sieht noch eine Problem beim Lernen im Internet im Mangel am Roten Faden:

„Der Lernwillige muss sehr genau wissen wonach er eigentlich sucht. Ein Schulbuch hingegen hat ein klares Konzept und wenn man das Buch von vorne bis hinten durcharbeitet hat man zumindest schon mal sicher einen guten Überblick über das jeweilige Thema.“

Für Olaf schafft das Web 2.0 Erweiterung „durch mehr und neue Kombinationsmöglichkeiten von Lernwerkzeugen, -umgebung und -strategie […]. Z.B. lerne ich für eine Mathe-Klausur, in dem ich Übungsaufgaben rechne (klassisch) und kombiniere dies mit Online-Videos (web 2.0).“

Patrick ergänzt noch den klaren Vorteil „von elektronischen Büchern – im Gegensatz zu ihren statischen Papierwälzern – […], nämlich die […] explorative Linkstruktur mit multimedialen Ausformungen.“

Inwieweit hat sich eurer Meinung nach durch die Möglichkeiten zur Kommunikation, Produktion, Kollaboration und Partizipation das Lernen geändert bzw. wird es sich ändern?

Für Saskia bietet das Web 2.0 die Möglichkeit „[…] selbst Artikel zu schreiben und anderen Personen zur Verfügung zu stellen, die dazu ebenfalls Stellung nehmen können. Die aktive Verarbeitung von Information, […], wird nicht mehr nur durch das Lesen, also Rezipieren von Inhalten, sondern auch durch das aktive Produzieren von Inhalten auch im Austausch mit anderen, also sozial, hervorgerufen.“

Jakob sieht „in der möglichen Kollaboration mit anderen Schülern/Studenten/Lernwilligen über das Internet“ eine Möglichkeit, wie sich Lernen wirklich verändern könnte und Patrick ist sich sicher:

Lernen wird dezentraler und spielerischer. Lernen entkoppelt sich aus einem diktierten Zeit- und Raumgefüge und wird dadurch auch individueller. […] Wir können durch die gewonnene Individualität unser individuelles Potenzial wesentlich besser entfalten. Lernen wird freier und damit aber auch ein Stück weit unkontrollierbarer.

Das Web 2.0 eröffnet für Olaf neue Möglichkeiten: „Konnte man vorher seinen Weg nur auf dem Boden gehen (wie in einer Steppe), so kann man sich jetzt auch z.B. schwimmen oder mit Lianen von Baum zu Baum hangeln […]“.

Marc gibt zu bedenken:

Durch die Fülle der Information(-smöglichkeiten) ist das Wissen wie und wo ich eine Lösung finde heute fast wichtiger geworden als die Lösung selber. Es wird wohl zunehmend schwieriger Schülern beizubringen, weshalb man gewisse Dinge auswendig lernen muss, wenn man jederzeit auf das Internet zugreifen und nachschlagen kann.

Welche neuen Lernstrategien werden im Mitmachnetz notwendig?

Patrick, Marc und Sergej sehen der Strategie zur Filterung von Informationen zunehmend Bedeutung zukommen, und Sergej räumt ein, dass „auch der gesamte Lernvorgang […] überdacht werden [muss].“ Patrick sieht zudem „das Thema Medienkompetenz in diesem Zusammenhang an erster Stelle stehen, so wie Lesen, Schreiben und Rechnen lernen für uns heute auch selbstverständliche Grundwerkzeuge zum weiterführenden Wissenserwerb sind.

Olaf fordert letztlich soziale Lernstrategie, „die Lerner und Lehrer als Freunde auf einem Stück des gemeinsamen Lernwegs zusammen bringen. Diese gemeinschaftliche und kommunikative Lerngestaltung wird zur Bewältigung des Wegs in die Zukunft notwendig. Von zentraler Bedeutung ist dabei für mich, dass der Lerner das Lernen von sich aus gestalten kann.

Nochmals vielen Dank an alle Teilnehmer für die eingereichten Beiträge!

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