Zweiter Video-Podcast – Von der Grenzverschiebung zum Portalgerüst

Gestern haben wir den zweiten Teil unserer Diplomvorstellung im Diplomandenkolloquium des Fachgebiets Multimediale Anwendungen vorgestellt. Darin haben wir die entstandenen Grenzverschiebungen durch das neue Netzverständnis, welches durch Web 2.0 auftritt, beschrieben und einen Bezug zum Bildungskontext hergestellt. Anschließend sind wir auf die inhaltlichen Kriterien unseres Lernportals eingegangen und haben eine Entscheidung bezüglich der zur Verwendung kommenden Technologie für unser Portalgerüst getroffen.

Inhaltlich orientiert sich dieser Podcast an dem Aufsatz „Potentiale von Web 2.0 nutzen“ von Prof. Kerres vom Fachbereich Mediendidaktik der Universität Duisburg/Essen.

In der Diskussion soll es um Zugangsszenarien zu Protopage gehen, die Kriterien des Portals und den angestrebten Einsatz des Lernportals in zwei Lehrveranstaltungen. Wir würden uns sehr über eine angeregte Diskussion in Form von Kommentaren freuen.

Selbstverständlich steht der Beitrag auch wieder als Audio-Podcast im mp3-Format zur Verfügung.

Also dann, viel Spaß beim Casten und Kommentieren!

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Über Thomas

Dipl.-Medienwiss. Thomas Bernhardt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Promotionsstudent im Arbeitsgebiet Didaktische Gestaltung multimedialer Lernumgebungen an der Universität Bremen. Er beschäftigt sich mit dem Einsatz von Social Software im Bildungskontext und dem Konzept der persönlichen Lernumgebung (PLE).

5 Gedanken zu „Zweiter Video-Podcast – Von der Grenzverschiebung zum Portalgerüst

  1. Marcel

    Hallo liebe Community,
    ich möchte an dieser Stelle nochmal ein paar Diskussionspunkte in den Raum stellen, die sich am Freitag nach unserem Vortrag ergaben. Vielleicht habt ihr ja ein paar Ideen und Meinungen.

    1. Wie kann längerfristig eine Qualitätssicherung beim Einsatz des Lernportals zur Wissensgenerierung erreicht werden? D.h. werden die Inhalte, die beim ersten Einsatz im Seminar erstellt wurden, im nächsten Jahr/Semester wieder neu und damit eigentlich doppelt generiert oder kann man Inhalte so individuell aufbereiten lassen, dass sie auch über einen längeren Zeitraum für Mehrwert in der Thematik sorgen?

    Unser bisheriger Lösungsvorschlag: Basis-Wissen zur Thematik wird als Microcontent bereitgestellt. Vertiefendes Wissen soll anhand spezieller Problemlösungsszenarien in der Lerngruppe erarbeitet werden (z.B. eine Vorlesung muss ausfallen, weil der Professor erkrankt ist – er stellt selbst einen Podcast mit den Aufgaben bereit und erwartet von den Studis Blog- und Audiobeiträge – Wie würden Sie als Student die Inhalte aufbereiten (technisch, inhaltlich)?).

    Was meint ihr? Ist das so sinnvoll?
    Welche Problemlösungsszenarien könnte es noch geben?

    2. Wie kann eine Bewertung der Aktivitäten im Portal konkret stattfinden? (siehe auch: http://admin-vm4.iwi.unisg.ch/wordpress/index.php/2006/03/01/weblogs-in-der-lehre-2/ Insbesondere wie definiert sich die inhaltliche Qualität der Aktivitäten genauer? Es kann ja nicht nur nach Fleiß und Engagement des Studenten gehen.

    3. Was ist, wenn die Studis das Portal gar nicht zum Lernen nutzen wollen? – Stichwort: Fluchtmöglichkeiten und ihre Vermeidung (Anreize, Bewertungsdruck?)

    Viele Grüße
    eure e2.0-Blogger

  2. Wolfgang Neuhaus

    Ich bin um einen Kommentar zur Eurem Vorhaben gebeten worden und möchte dieser Bitte hiermit gerne nachkommen:

    Die Stärke von Web 2.0 sehe ich vor allem darin, dass (nun endlich) eine Vielzahl von intuitiv bedienbaren, zeckgerichteten und nutzerfreundlichen Werkzeugen im Web entstehen, die den Lernprozess effizient unterstützen können, ohne dass sich Lernende und Lehrende in das enge Korsett eines schwerfälligen Learning Management Systems zwingen müssen.

    Was mich am e-Learning schon immer gestört hat, ist die drastische Einengung des Lernprozesses auf Aktionen, die im wesentlichen am Computer-Monitor stattfinden.

    Und hier setzt dann auch meine Kritik an Eurem Vorhaben an:

    Nach dem Anhören Eurer Podcasts ist bei mir der subjektive Eindruck entstanden, als wäre der konkrete Lernprozess eines Teilnehmers Eurer zukünftigen Lehrveranstaltung gleichzusetzen mit den Aktionen, die diese mit den vielfältig angebotenen, interaktiven Tools am Bildschirm ausführen.

    Auch wenn diese radikale Reduktion des Lernprozesses auf (vernetzte) Mensch-Maschine-Interaktionen nicht Eure Absicht sein sollte, bleibt doch festzuhalten, dass es wichtig ist, zu unterscheiden zwischen dem menschlichen Lernen, das immer im realen Raum stattfindet, im menschlichen Körper, seinen Sinnesorganen und seinem Gehirn und den eingesetzten medialen Werkzeugen, die während des Lernprozesses zum Einsatz kommen,um Informationen einzuholen, weiterzugeben und auszutauschen.

    Aus dieser Perspektive betrachtet wäre nun meine Empfehlung: Richtet Euren Blick auch auf die real existierenden Präsenzsituationen: Welche Handlungsformen des Präsenzlernens haben sich bewährt? Welche virtuellen Werkzeuge können dazu beitragen, den Lernvorgang zu beschleunigen oder zu intensivieren? An welchen Stellen der Präsenzsituation macht es Sinn auf welches Online-Werkzeug zu verweisen? Wie gestalten sich die Übergänge von Präsenzsituation und Online-Situation? Was erarbeite ich lieber auf dem Sofa, was lieber „face to face“ in der Gruppe und was lieber am Screen?

    Naja, soweit erstmal. Ansonsten macht es viel Spass, zuzuschauen bei der ambitionierten Umsetzung Eures Vorhabens.

    Beste Grüße aus Berlin

    Wolfgang Neuhaus

  3. Marcel

    Lieber Herr Neuhaus,

    Ihre Kritik an unseren Ideen ist durchaus sehr berechtigt!
    Wir haben den Präsenzcharakter und das Arbeiten in realen Gruppen bisher vernachlässigt und müssen das insbesondere für die Einarbeitungsphase unserer Lehrveranstaltung (–> Blog-Beitrag vom 12.12.) sehr genau durchdenken. Vielen Dank für den Hinweis!

    Fraglich bleibt aber trotzdem, wie intensiv wir uns hiermit wirklich beschäftigen können. Denn unser zentrales Problem ist der kurze Zeitabschnitt von 6-7 Wochen, der uns zur Verfügung steht, um eine Evaluation der Aktivitäten mit dem Lernportal durchzuführen. Es wird also verstärkt darum gehen müssen, wie die Studenten MIT dem Portal ihre Zusammenarbeit organisieren, um ihr Lernziel zu erreichen und weniger darum gehen können, wie reale Situationen dem Lernprozess nützlich sein können. Eine interessante Fragestellung hierzu könnte natürlich sein, inwiefern das „virtuelle“ Lernen mit Web 2.0-Tools das reale Lernen abbilden bzw. in das Internet übertragen kann? Können sich also Studenten z.B. über den Weblog i.V.m. Skype-Chat genauso effektiv austauschen, wie sie es in einem realen Gruppentreffen könnten? Und was sind entscheidende Beschränkungen (weniger Mimik, Gestik, räumliche Distanz…)?
    Daraus könnten sich äußerst interessante Hypothese ableiten.
    Ich könnte mir vorstellen, dass das „menschliche Lernen“, wie Sie es in ihrem Kommentar beschreiben durch die eingesetzten Web 2.0-Tools im Portal sogar entscheidend gefördert werden kann, auch wenn eine reale Gruppensituation ausbleibt, da Ideen und Impulse innerhalb der Learning Community durch die jederzeit abrufbare Vernetzung mit dem Internet sofort auf ihre Nachhaltigkeit überprüft und mit Hintergrund- und Zusatzwissen bereichert werden können.

    Unsere bisherige Überlegung zielte deshalb darauf ab, zwei verschiedene Gruppenarten im Seminar zu etablieren: Eine Gruppe, bei denen reale Gruppentreffen neben den Online-Aktivitäten gewährt bzw. auch ausdrücklich erwünscht werden. Und eine Gruppe, die dazu angehalten wird, sich außerhalb der üblichen Präsenztreffen nur über das Lernportal mit ihrer Online-Learning Community auszutauschen.

    Ist dieses Vorgehen sinnvoll?
    Vielleicht lassen sich auch noch Ideen finden, wie man das virtuelle mit dem realen Lernen enger oder anders verknüpfen könnte?

    Für die Studierenden mit realen Gruppentreffen könnte dies aber wiederum zusätzlich organisatorische Belastungen bedeuten, da sie sich neben ihrer Aktivität in ihrer Learning Community auch in der Realsituation mit den Gruppenmitgliedern treffen müssten, obwohl sie in ihrem Studiums-Alltag natürlich noch andere Aufgaben und Seminartermine zu erfüllen haben. Meine Behauptung wäre dann, dass die Studenten die realen Gruppentreffen ihren virtuellen wahrscheinlich vorziehen werden, was aber unserer Evaluation der Aktivität im Lernportal sehr abträglich wäre. Aber das ist natürlich die nächste spannende Hypothese!

    Uns geht es darüber hinaus auch darum, Rückschlüsse auf mögliche Kooperationen mit anderen (ausländischen) Unis ziehen zu können, bei denen ein Seminar aus gemischten Gruppen von Teilnehmern beider Unis besteht und reale Präsenztreffen nur zu Beginn und Ende des Semesters möglich sind.

    Die empfohlenen Fragestellungen im zweiten Teil Ihres Kommentars sind sehr hilfreich und wir werden sie bei der Konzeption unbedingt berücksichtigen. Vielen Dank!

    Wir würden uns über eine Antwort von Ihnen sehr freuen und wünschen weiterhin frohe Festtage!

    Viele Grüße aus Ilmenau

    Marcel Kirchner

  4. Wolfgang Neuhaus

    Also vom Ansatz her, hört sich das doch alles ganz gut an. Mir gefällt die Energie, die Ihr mit Eurem Vorhaben ausstrahlt. Warum allerdings alle paar Monate ein neuer Begriff her muss für Dinge, die aus pädagogischer Perspektive eigentlich seit Jahrzehnten geklärt sind, bleibt für mich rätselhaft …

    Web 2.0 , E-Learning 2.0, Blended Learning, E-Learning, Technology Enhanced Learning, CSCL, WBT, CBT, kann man das alles nicht einfach mit „mediengestütztes Lernen“ umschreiben?

    Neue Kommunikationsmedien verändern sicherlich die Form der Kommunikation aber mit Sicherheit nicht die grundlegende Art und Weise wie Menschen lernen.

    Beste Grüße
    und viel Erfolg bei der Umsetzung

    Wolfgang Neuhaus

  5. Marcel

    Lieber Herr Neuhaus,

    vielen Dank für die Motivation!

    Sie haben vollkommen recht, was die Art und Weise angeht, wie Menschen lernen. Trotzdem denke ich, dass mit den neuen Kommunikationstechnologien, wie Weblogs und Wikis, sich die Möglichkeiten des Lernens erweitern und die Anforderungen für den einzelnen an das Lernen wachsen, mit (hoffentlich) größeren Lernerfolgschancen.

    Das hängt natürlich auch davon ab, wie der heutige lernende Internet-Nutzer das Medium wahrnimmt und in diesem agiert. Also ob er erkennt und dazu bereit ist, sich aktiv an dem Erarbeiten einer bestimmten Themenstellung zu beteiligen, um sein Lernziel zu erreichen (verändertes Netzverständnis).

    Es geht wahrscheinlich auch zunehmend weniger darum, aus einigen vorgegebenen Literatur-Quellen im Seminar den Wesensgehalt zusammenzufassen, sondern zusätzlich aus einer Fülle an zu Beginn des Lernprozesses noch unbekannten Informationen, die das Internet anbietet, auszuwählen, diese zu strukturieren und für seine „Mitlerner“ verständlich aufzubereiten, sodass daraus eine produktive Diskussion in der Gruppe entstehen kann (Natürlich spielt da auch weiterhin das Sichten von Bibliotheks-Literatur eine Rolle. Mir geht es nur oft so, dass ich über Internet-Recherche erst auf interessante Buchquellen stoße, da sie dort gleich im entsprechenden Kontext erwähnt und erklärt sind und die ich anschließend in der Bibo ausleihe – sofern sie vorhanden sind.)

    Und die dritte Neuigkeit ist meines Erachtens, dass dies alles nicht in einem geschlossenen Lernraum passiert, sondern ein Lerner über seine Gruppe hinaus potenziell wesentlich mehr „Gleichgesinnte“ erreichen kann als bisher – und das zum Vorteil aller Beteiligten.
    Deshalb auch unsere geplanten Chats/Videokonferenzen, um dem Lernenden eine Tür aufzustoßen zum Internet und zu den Sichtweisen von Experten, die sich mit der Thematik auseinandersetzen.

    Und deshalb, denke ich, dass als allgemein gehaltener Oberbegriff „Mediengestütztes Lernen“ durchaus sehr passend ist, aber versucht wird, dieses Lernen nach Medieneinsatz und Lernmöglichkeiten/-anforderungen auszudifferenzieren. Denn Lernen über das Medium Fernsehen im Telekolleg z.B. über bayern alpha ist ja durchaus auch mediengestütztes Lernen, bietet aber nicht die interaktiven Möglichkeiten des Internets.

    Dass die Vielzahl der momentan entstehenden Begriffe natürlich (fast zu) immens ist und der eine oder andere Begriff vielleicht auch etwas überflüssig erscheint, geht mir auf jeden Fall auch so. Ich denke, das liegt aber hauptsächlich an der Komplexität der Lernmöglichkeiten/-anforderungen, die jeder einzelne Teilbereich, insbesondere das E-Learning 2.0 an sich, wiederum aufwirft.

    Viele Grüße

    Marcel Kirchner

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