Nix mit „Kölle Alaaf“?! – Lehrerfortbildung zu Schule 2.0

Zum heutigen Karnevalsbeginn gestaltete ich zusammen mit Guido, Melanie, Lisa und Basti in einer der Hochburgen selbst eine Lehrerfortbildung zu Web 2.0 in der Schule. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass es bereits zur Tradition der Schule gehöre an diesem Tag eine Lehrerfortbildung zu veranstalten, da durch die zentrale Lage des Gymnasiums an Unterricht an diesem Tag nicht zu denken sei und die zusammengewürfelte Kollegschaft eh nur rudimentäres Interesse am Karneval besäße. So war um 11:11 Uhr auch nicht eine Pappnase zu sehen, ganz im Gegenteil, es wurde in den Workshops engagiert gearbeitet und angeregt weiter diskutiert.

KarnevalVor einer Woche fragte Guido an, ob ich nicht Interesse hätte an dieser Lehrerfortbildung mitzuwirken. Es ginge um eine ca. 80-köpfige Kollegschaft, die innerhalb von einzelnen Workshops fächerspezifisch in die diversen Werkzeuge des Mitmachnetz eingeführt werden sollen. Ich sagte spontan zu, da ich es als wirkliche Herausforderung ansah zusammen mit Lehrern die Potenziale des Web 2.0 zu erkunden. Eigentlich waren acht Workshop-Leiter angedacht, da aber eine kleine Grippe-Welle das Team nach und nach reduzierte, „stämmten“ wir die Kollegschaft zu fünft, je mit einer Gruppenstärke zwischen 15 und 20 LehrerInnen. An dieser Stelle nochmals mein großes Lob an Guido für die Koordination, dem es gelang sogar bis kurz vor Beginn noch Workshops umzuschichten.

Kölner DomNach einleitenden Worten am Vormittag (zu Web 2.0 allgemein mit dem Video Shift happens sowie einer Präsentation zu Cypermobbing von Frau Dr. Ketzer) ging es in die Workshops. Meinen zum Thema „Podcasting“ begann ich mit einer kurzen Vorstellung der gut gemischten Gruppe (sowohl vom Alter als auch von den Fächern), die ergab, dass gut die Hälfte nur eine grobe Vorstellung vom Podcasting hat und die andere Hälfte bereits Podcast nutzt, dies aber ausschließlich passiv. Ziel des ersten Workshop-Teils am Vormittag sollte es daher sein, bei allen einen gleichen Wissensstand herzustellen. Dies gelang innerhalb eines längeren, durch Nachfrage erweiterten, Inputs von mir. Dabei viel mir besonders die Wissbegierde der LehrerInnen auf, so dass u.a. auch Blogs, RSS und iTunes angesprochen wurden. Nachdem am Ende alle zumindest in Ansätzen in der Lage waren passiv mit Podcasts umzugehen, ließ ich noch im ersten Part Gruppen bilden, verteilte die Arbeitsaufträge der AG Podcasting (nochmals vielen Dank an Andreas für die freundlichen Genehmigung zur Nutzung!), stellte kurz die Technik vor und entließ die Teilnehmer in die Mittagspause, damit sie anschließend direkt mit der Gruppenarbeit durchstarten konnten. Übrigens stellt solch eine Gruppenfindung nicht nur bei Schülern eine Herausforderung dar 😉

Kapelle im HbfDa ich für vier Teams nur zwei Zoom H2 hatte, wählte eine Gruppe spontan die von mir mitgebrachte Kamera als Aufzeichnungsgerät. Dies stellte sich als besonders fruchtbar heraus, da sie mithilfe von Interviews unter der Kollegschaft und den Experten wirklich sehr interessante Meinungen und Eindrücke zu Web 2.0 und der Lehrerfortbildung selbst einfingen. Aufgrund ihres Engagement (und Dank der Einfachheit von iMovie :-)) gelang es uns sogar flink ein kleines Video zusammenzuschneiden, welches wir der begeisterten Kollegschaft in der Fazitrunde präsentieren konnten. Aber auch die anderen Gruppen arbeiteten mit großem Engagement. So dass wir zum vereinbarten Zeitpunkt alle Aufnahmen hatten, die „nur noch“ bearbeitet werden mussten. Leider hatten wir es ab da kleineren technischen Schwierigkeiten zu tun (u.a. Aufnahme war bei allen zu leise, Rechner erkannten die Zoom H2 nicht als Wechseldatenträger, Rechner hatten keine ausreichende Soundausgabe), die sich aber als durchaus lehrreich herausstellten. Denn lieber die LehrerInnen lernen die möglichen Probleme hier in der Fortbildung kennen und verstehen ihre Ursache, als später zusammen mit den Schülern. So gab es bis auf die Video-Gruppe leider keine fertigen Produkte.

Kölner Dom 2Erfreulicher Weise fiel das Feedback trotzdem überaus positiv aus. Größtes Lob war für mich hierbei, dass gerade die unfertigen Produkte dazu anregen würden sich jetzt weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen (habe hierfür die Grundfunktionen des kostenlosen Schnittprogramms Audacity vorgestellt). Einen Einsatz selbst war auch für fast jeden denkbar, angefangen bei der Vorbereitung eines Schüleraustausches, bei dem die Schulen von den SchülerInnen in Podcasts vorgestellt werden, bis hin zu Szenerien im Sportunterricht. Als problematisch wurde die mangelnde Zeit zur Vertiefung des im Workshop vermittelten Anwendungswissen angemerkt, obwohl ich stark davon ausgehe, dass sich das Engagement sowohl auf LehrerInnen als auch auf SchülerInnen Seite lohnen wird!

Karneval 2Für mich war der Ausflug nach Köln (übrigens mein erster und das gleich am 11.11. – supi ;-)) alles in allem sehr gelungen. Es hat mir viel Spaß gemacht mit den LehrerInnen zusammenzuarbeiten und ein Stück weit ein Gespür dafür zu bekommen, wie sie „ticken“. Für den interessierten Leser des e2.0-Blogs, aber auch für die LehrerInnen des Workshops selbst, stelle ich die Workshop-Folien hier als PDF mit „anklickbaren“ Links zur Verfügung, aber auch auf Slideshare sind die Folien zu finden.

Vielen Dank an die Workshop-TeilnehmerInnen für die Aufmerksamkeit, die Diskussionen und die Neugier 🙂

Signal für AmokalarmBeobachtung 1: Einführung und Abschluss fand in einem großen Lehrerzimmer statt, bei dem mich folgendes Detail erschütterte: das „Amokalarm-Signal“, der auch noch gerade an diesem Tag getestet wurde (weil die Schüler nicht im Haus waren). Die LehrerInnen gingen damit aber erstaunlich gelassen.

Beobachtung 2: Das Lehrerkolleg war erfrischend jung, im Durchschnitt schätzungsweise zwischen 30 und 35. Das hätte ich mir mal zu meiner Schulzeit sehr gewünscht.

Beobachtung 3: Im Gegensatz dazu hatte ich wohl geradezu paradisische Zustände mit max. 20 KlassenkameradInnen. Hier ist  Klassenstärken von z.T. mehr als 30 (!) SchülerInnen keine Ausnahme.

6 Gedanken zu „Nix mit „Kölle Alaaf“?! – Lehrerfortbildung zu Schule 2.0

  1. scheppler

    Vielleicht sollten wir den 11.11. zum Schule2.0-Tag ernennen. Denn auch ich habe heute am Pädagogischen Tag zu „Neue Medien“ einen Workshop bei uns an der Schule zum Thema geleitet.

    Dass allerdings so viele konkreten Kontakt zu Podcast haben, hat mich erstaunt. Ebenso der Altersschnitt. Alle frisch aus dem Referendariat offenbar 🙂

    Danke für den Bericht. Macht Mut, weiter auf dem Weg zu bleiben…

    1. Thomas Beitragsautor

      Das ist ja wirklich ein Zufall 🙂
      Ja, der Altersschnitt war auffallend, wir hatten schon den Verdacht es handele sich um eine Art Lehrerausbildungs-Schule oder so ähnlich. Aber vor allem der Mix in der Gruppe selbst hat dann den Charme ausgemacht. War sehr nett…
      Freu mich, dass der Bericht zur Ermunterung beiträgt 🙂

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  3. Michael Kerres

    Me too: am 11.11. Veranstaltung im Studienseminar für Referendare!
    Erstaunlich: Von den anwesenden Referendaren hatte bislang nur eine einzige Person einmal „etwas mit Moodle“ im Unterricht probiert.

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