„Eckpunkte“ einer Didaktik des mobilen Lernens

Das Lehr- und Forschungsgebiet ‚Didaktische Gestaltung multimedialer Lernumgebungen‘ lädt in Kooperation mit dem Bremer Institut für Bildungsforschung – BIBF, dem Institut für Erwachsenen-Bildungsforschung – IFEB und dem Institut für Medien, Kommunikation, Information – IMKI zum Vortrag und zur Diskussion ein:

Wann? – 15. Juni 2010, 18 – 20 Uhr
Wo? -  Uni Bremen, Enrique-Schmidt-Straße, SFG 0150

Prof. Dr. Ben Bachmair (Augsburg) und Dipl. Päd. Maren Risch (Medien+Bildung.com, Mainz) werden von einem Modellprojekt in Rheinland-Pfalz zur Operationalisierung eines kulturökologisches Konzept zum Lernen in mobilen, individuellen und konvergenten Kontexten berichten. Grundlage hierfür bildet das zu Jahresbeginn erschienene Buch Mobile Learning: Structures, Agency, Practices (in Deutschland erst im September 2010). Hierin wird das „Handy als Produkt eines Mobilitätskomplexes verstanden, der im Alltag neue Kulturressourcen hat entstehen lassen. Der Gedanke der Kulturressource legt es nahe, das alltägliche Handy auch in der Schule curricular ernst zu nehmen und in die vom Lehrplan legitimierten Lernprozesse einzubinden.“

Weitere Infos können der offiziellen Vortragsankündigung entnommen werden.

Update 2010-06-15

– hier meine Stichpunkte zum Vortrag –

Bericht aus einem Modellprojekt in Rheinland-Pfalz zur Operationalisierung eines kulturökologischen Konzepts – Werkstattbericht

  • Ben Bachmaier im Internet: www.ben-bachmail.de & www.londonmobilelearning.net

1. Leitidee der Mobilitätskomplex, Kulturressourcen, Hermeneutik

  • Der aktuelle Wandel sozialkulturelle Strukturen, subjektive Handlungsmöglichkeiten (Agency), kulturelle Medien- und Lernpraktiken (Giddens 1984)
  • Im Mobilitätskomplex entstehen neue Kulturressourcen, die auch für die Ressourcen Wissen / Lernen relevant sein können oder schon sind.
  • Warum nicht von einer Bildungstheorie den Mobilitätskomplex mit seinen Kulturressourcen an die Schulen heranführen.
  • Mit Hilfe von hermeneutischen Instrumenten (Leitlinien, Eckpunkten, Parametern) den mobilen, individuellen und konvergenten Raum des Handys mit dem Lernen in der Schule zu verbinden.
  • Ressourcen auf Videoplattformennutzen: z.B. Pythagoras auf YouTube – http://www.youtube.com/watch?v=hbhh-9edn3c
  • Ziel u.a.: Alltag der Kinder und jugendlichen mit seiner typischen Medienkultur in die Lernformen der Schule integrieren
  • Eckpunkte:
    • mit dem Handy informelles Lernen in der Schule integrierren
    • mit dem Handy Lern- und Medienkontexte generieren (Nutzer generieren Kontext; Lernorte)
    • mit dem Handy Kommunikationsbrücken schaffen
    • mit dem Handy Episoden situierten Lernens schaffen
    • mit dem Handy die Schülerinnen und Schüler als Experten ihres Alltagslebens in der Schule individuelle aktiv werden lassen
    • mit dem Handy informelles Lernen in die Schule integrieren

2. Didaktisches Design des Projekts MyMobile, Handy im Unterricht: Lehrer geleiteter Unterricht mit Episoden situierten Lernen mit dem Handy

  • Gestaltung von Lernstraßen, die sich an den Lernzielen und Lernthemen orientiert
  • Lehrerin bietet darauf Schüler/-innen sog Lernplätze = Episoden
  • Projektseite: www.mymobile-online.de
  • Handy im Erstlese- und Schreibunterricht einer 1. Klasse
    • Kennen lernen der Buchstaben/Laute
    • Bestimmen und lokalisieren der Buchstaben/Laute
    • Sprachgebrauch untersuchen
    • 6 Episoden entwickelt
    • Beispiel Episode 2 zu „sch“
      • neuer Laut durch Handybild eingeführt
      • Kinder arbeiten im Klassenverbund selbstständig an 5 ihnen bekannten Stationen
      • situiertes Lernen ist hierbei mit Stationen lernen gleichzusetzen > Kinder können selbst entscheiden, wann sie welche Station bearbeiten
      • Handy als 6. Station: erkunden mit dem Handy als Lupe, machen Fotos von Gegenständen mit „sch“; auch Audiofunktion des Handys konnte genutzt werden (bei Schwierigkeiten mit Dialekten)
  • Beispiel aus dem Matheunterricht
    • Lernthema: Charakteristika von Kreis und Kugel – Schätzen, Zeichnen und Messen von Winkeln
    • Hauptanwendung der Handys: Erkundung und Recherche von Kreisen im Alltag, Bezug zum Alltag(swissen) > Transferleistung
    • Beispiel Episode: Vom Kreis zur Kugel
      • ein Junge machte aus Bildern ein Video und unterlegte es mit Musik > Konversationsbrücke entstand: statt Aufgabe nicht erfüllt, Alltag eingeführt ins Thema
      • war Auslöser für weitere Beiträge dieser Art
  • Beispiel: Sozialkunde und Erdkunde in der Hauptschule
    • Impressionen aus dem bisherigen Projektverlauf:
      Werkstattbericht von Bachmair & Risch an der Uni Bremen
    • die Öffnung der Unterrichtseinheit um die Verwendung des Handys zur Bearbeitung der Frage nach Nationalität ließ Schlüsse auf soziale Milieus zu

Funktionen des Handys mit Einsatzbeispielen

Handyfunktionen mit Einsatzbeispielen