Was ist E-Learning 2.0 ?

Das eduFutureBlog präsentiert „…eine multimediale Annaeherung an ein wenig populaeres Thema“ und beschert uns damit ein reichhaltiges Weihnachtsgeschenk mit einer umfangreichen Einführung in die von Stephen Downes im Oktober 2005 hervorgebrachte Thematik und interessanten Thesen der Autorin. Der 40-minütige Beitrag, der als

zur Verfügung steht, enthält damit einen nahezu vollständigen Status Quo der bisherigen Entwicklung und ihrer Potenziale.

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Wir wollen hier nun einen inhaltlichen Überblick mit ein paar eigenen Kommentaren geben:

1. Wording

Das erste Kapitel enthält eine begriffliche Annäherung an E-Learning 2.0 und beschreibt die Begründung für neue Lernanforderungen:

  • eine sich verändernde Lernkultur durch Social Software und Social Networks
  • Pioniere: Stephen Downes, Elliott Masie, Tony Karrer
  • Zentrale Kriterien des Begriffs eLearning 2.0
  • Einordnung in die grundlegenden soziokulturellen Entwicklungen um Rapid eLearning, Blended Learning und Imformellem Lernen
  • Neue kommunikative Phänomene durch Web 2.0

Individualisierte Portale werden hier erstmals als „Webtops“ erwähnt.

2. These 1: eLearning 2.0 ist die didaktische Antwort auf die politische Forderung nach Lebenslangem Lernen.

  • Forderungen nach Lebenslangem Lernen im 5-Punkte-Plan des BVDW
  • Beweis A: Informelles Lernen über „Wissens-Nuggets“ in Unternehmen sehr gefragt
  • Beweis B: Two-way-interaction durch Partizipation und Aktion aller Internet-User

Sehr interessant: Eine „subjektiv angepasste Schnittstelle“ zu schaffen, in der jeder Nutzer seine „kollaborativen Content-Produktions-Tools nach individuellem Interesse bündeln“ kann.

  • Beweis C: Einsatz von Web 2.0-Technologien im E-Learning in Form von Webtops als Sortierungs-Hilfe für den Nutzer; Lehrender als Vermittler auf Basis der konstruktivistischen Lerntheorie

3. These 2: eLearning 2.0 ergänzt das eLearning 1.0 auf dem Bildungspfad von der Aus- über die Fort- zur Weiterbildung.

  • Abgrenzung von Aus-, Fort- und Weiterbildung und Unterscheidung von formalem, non-formalem und informellem Lernprozess
  • Beweisführung:
  • (e)Learning 1.0 und (e)Learning 2.0-Verständnis nach Prof. Kerres & Karrer sowie Einordnung in das Bildungs-/ Lernprozess-Schema
  • eLearning 2.0 bisher vorrangig im informellen Wissensmanagement durch Weiterbildung angesiedelt
  • Forderung nach Einbindung gezielter eLearning 2.0-Lernformen und -tools in den Ausbildungs- und Fortbildungsbereich zum Aufbau von langfristigen Kompetenzen

Damit auch eine Bestätigung für uns, die wir versuchen mit Hilfe unseres Lernportals die neuen Lernformen und -tools gezielt in die Hochschullehre einzubinden!

4. These 3: eLearning 2.0 weist den Weg zu Open Content und Open Courseware.

  • Erklärung der wichtigen Open-Begriffe, -Bedingungen und -Lizenzen (auch Open Access)
  • Forderung nach und Förderung von leicht zugänglichen Materialien durch die kollektive Intelligenz
  • Klärung des Begriffes kollektive Intelligenz
  • ePortfolios als Werkzeug und zur Dokumentation des (selbstgesteuerten) Lernens
  • Vorteile von ePortfolios
  • Geschäftsmodell von Arina zur Optimierung von Gruppen-Interaktionen über Blogs, Wikis und Foren
  • Forderung nach flexiblerem Angebot von Inhalten zur Personalisierung
  • Wissenstransfer und Zugang zu Inhalten durch hybride Referenzmodelle über Web 2.0-Tools wie Wikis, Podcasts usw. oder sogar über Second Life
  • Hinweise auf Anforderungen an eine neue Personal Learning Environment – Entwicklung hin zu einer „persönlichen Lernlandschaft als interaktives Portal“

Dies existiert noch nicht. Unser Lernportal könnte hierfür aber erste Ansätze liefern!

  • Wie kann Open Content zu sinnhaften Lernmodulen zusammengesetzt werden? Quelle, Beweggründe und Argumente für eine Organisation von Open Content
  • Gründe für den Einsatz von Open Courseware vorrangig in der Ausbildung

5. Fazit

Die aufgestellten Thesen und ihre angebrachten Beweise werden nochmals übergreifend zusammengefasst. Besonders markant ist hier folgendes Statement: „[…] Insofern muss bereits zu Beginn des lebenslangen Bildungspfades ein Setting entworfen werden, dass Lernende als ihre persönliche, digitale Identität begreifen und später fortführen. Von daher stellt eLearning 2.0 eine sehr sinnvolle Ergänzung zu eLearning 1.0 dar.“

Vielen Dank an Anja C. Wagner für diesen umfassenden und anregenden Beitrag!

Eure e2.0-Blogger wünschen euch noch einen besinnlichen 2.Weihnachtsfeiertag, ein paar erholsame Stunden, um den Alltagsstress zu vergessen und natürlich einen erfolgreichen Start ins Jahr 2007!

Dieser Beitrag wurde unter Bildungskontext, Lernportal, Lerntheorien, Social Software & Web 2.0 abgelegt am von .

Über Marcel

Dr. phil. Marcel Kirchner ist seit Januar 2018 bei der Continental AG im Bereich Group Functions IT als Solution Manager für Collaboration Applications tätig und beschäftigt sich hier vor allem mit dem Schwerpunkt Modern Workplace Learning sowie dem Einsatz von Social Collaboration-Tools als Service Owner für SharePoint Online im Zusammenspiel mit anderen Applikationen wie z.B. Microsoft Teams und HCL Connections. Bis Ende 2017 war er als Collaboration-Berater und Trainer bei der GIS AG beschäftigt und half dort beim Aufbau der Corporate Learning-Abteilung. Als Diplom-Medienwissenschaftler war Marcel Kirchner bis Februar 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Promotionsstudent im Fachgebiet Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Ilmenau. Er beschäftigte sich hier mit dem Einsatz von Social Software und insbesondere E-Portfolios vor allem in der Hochschullehre.

12 Gedanken zu „Was ist E-Learning 2.0 ?

  1. Helge Staedtler

    Hallo, jetzt weiss ich auch, warum ich erst dachte ich hätte Eure Webseite schonmal gesehen. Die folgende Seite siehet ganz genauso aus wie Eure:

    http://incsub.org/awards/category/finalists

    Da hab ich das fast verwechselt. Mal eine Frage: Was sind „Wissens Nuggets“ und was ist der Unterschied zwischen „Interaktion“ und „Two-Way-Interkation“ und was bitte soll ein „Webtop“ sein? Das hab ich nicht ganz verstanden.

    Zu dem Zitat “[…] Insofern muss bereits zu Beginn des lebenslangen Bildungspfades ein Setting entworfen werden, dass Lernende als ihre persönliche, digitale Identität begreifen und später fortführen. Von daher stellt eLearning 2.0 eine sehr sinnvolle Ergänzung zu eLearning 1.0 dar.” habe ich folgende kritische Anmerkungen:

    Ich denke es „muss“ überhaupt nichts und wenn doch dann „sollte“ der Autor/die Autorin das hier begründen. Genauso ist die Behauptung, dass Version 2.0 sinnvoll als Ergänzung zu 1.0 angesehen werden kann derzeit nicht begründet. Vor allem weil eLearning 2.0 und 1.0 wohl kaum als definierter/etablierter Begriff angesehen werden kann.

    Gruss,
    Helge

  2. Anja C. Wagner

    hallo zusammen,

    besten dank für die freundliche und nette zusammenfassung meines beitrages. tatsächlich warte ich sehr neugierig auf die in dieser diplomarbeit entwickelten anforderungen und möglichen realisierungsansätze für ple’s.

    @helge:
    wissensnuggets ist ein begriff, der regelmäßig im zusammenhang von rapid-/micro- oder nano-learning auftaucht. es ist der versuch, wissensbausteine möglichst funktional bereitzustellen im hinblick auf kurzfristige erfordernisse, die v.a. in betrieblichen kontexten entstehen. masie spricht gar von 1-minütigen sequenzen mit einem rudimentär didaktischen ansatz.

    die klassische interaktion in der rechnergestützten lehre ist die zwischen mensch und maschine – und da alle ansätze zur künstlichen intelligenz scheiterten, ist diese interaktion zumeist eindimensional (monologisch) geführt. unter 2-wege-interaktion verstehe ich die kommunikation zwischen menschen (z.b. über blogs oder wikis) oder die intelligente reaktion einer maschine auf den menschen, die nicht endlich ist, sondern sich entsprechend ihrer intelligenten struktur kontinuierlich erweitert (z.b. amazon’s empfehlungen).

    ein webtop ist nach stephen downes eine startseite, die als eine art personal learning environment verschiedene web 2.0-dienste miteinander vereint (z.b. netvibes o.ä.), um so eine indiviualisierte lernschnittstelle aktuell zu generieren.

    die begründungen zu den thesen wiederhole ich an dieser stelle nicht. diese finden sich (zu?) ausführlich im webcast …

  3. Helge Staedtler

    @anja: Ich fasse zusammen:

    Wissensnugget = Wissensbaustein
    Frage: Was ist ein Wissensbaustein?

    Wissensnugget = 1-minütige Sequenz
    Frage: Was für eine Sequenz ist hier gemeint? Versteh‘ ich nicht!

    Wissensnugget = existiert nur im betrieblichen Kontext
    Frage: Warum nur im betrieblichen Kontext?

    Wissensnugget = existiert nur in Rapid- Micro- und Nanolearning
    Frage: Was ist Rapid-, Micro- und Nanolearning? Das hab ich mich schon gefragt als die entsprechende Konferenz dazu stattfand und trotz einiger Hinweise kein hartes Abgrenzungskriterium gefunden. Meine Definition davon endete mit der Erkenntnis, das damit „Lernen mit ständigen Unterbrechungen“ gemeint ist.

    Sorry, irgendwie hab ich den Eindruck, der Begriff „Wissensnugget“ ist mir jetzt noch unklarer geworden durch Deine Erklärung, denn jetzt hab ich es mit gleich vier neuen Fragen zu tun, die ich nicht beantworten kann.

    Gruss, Helge

  4. Helge Staedtler

    @anja: …noch was vergessen:

    Meint nicht der Begriff „Interaktion“ schon in sich selbst die Aktion zwischen Dingen also in beide Richtungen? Sonst wäre es ja eine Aktion. Wennich meine Maus nehm und einen Link anklicke ist das eine „Aktion“, ändert sich daraufhin die Anzeige oder auch nicht, ist das eine „Reaktion“ bzw. eine Aktion der anderen Seite, vollkommen egal, ob es eine Maschine oder ein Mensch ist, oder?

    Versteh‘ ich nicht wie etwas eine 2-Wege-Interaktion sein soll. Wennich mehrere Interfaces habe zum interagieren, dann habe ich eben mehrere Interfaces (z.B. Maus UND Tastatur UND Touchscreen UND Spracheingabe UND Infrarotfernbedienung UND Joystick). Bei modernen Spielekonsolen-Controllern habe ich in dem Controller eingearbeitete Vibrationsfunktionen, die die Interaktion weiter verbessern durch haptische Signale des Interface; sprich es ändert sich der Bildschirm UND das Gefühl des Controllers in der Hand.

    Was ist bei Dir mit „Weg“ gemeint?

  5. Anja C. Wagner

    hallo helge,

    sorry, derzeit wenig zeit für intellektuelle spielchen. aber hier ein kurzer versuch, die begriffe zu klären.

    unter einem wissensbaustein verstehe ich kohärente mediale produktionen, die von einem menschen in einem spezifischen sinnzusammenhang bereitgestellt und reflektiert wurden. diese produktionen KÖNNEN ggf. in 1 minute dargestellt werden (z.b. eine animation oder ein rich-media-element oder ein text oderoderoder) – es KANN aber durchaus erforderlich sein, ein komplexeres szenario in gestalt eines wbts oder einer kommentierten präsentation zu produzieren. nur ist dies bekanntlich sehr aufwändig und für schnelles problemorientiertes lernen auch nicht in jedem fall erforderlich. so benötige ich zur lösung eines spezifischen kleineren problems nicht unbedingt weitergehende hintergrundinformationen, sondern ggf. reicht ein kurzes statement (z.b. wie setze ich im textverarbeitungsprogramm ein dynamisches inhaltsverzeichnis ein oder wie repariere ich einen fahrradschlauch oder eine sprach-lehreinheit für technisches spanisch oder welche argumente sprechen für auto-modell X im ggs. zu modell Y o.ä.). wie die beispiele andeuten, beziehen sich wissensnuggets nicht nur auf betriebliche konktexte – nur wird sich hier (i.s. der unternehmerischen effektivität) eher jemand die mühe machen, kleinere sinnzusammenhänge didaktisch aufzubereiten ….

    2-way-interaction:
    ein einfacher abruf von informationen über ein interface ist zwar inter-aktiv im sinne der CHI, aber nur einseitig, da der informationsfluss vorgegeben ist. durch die integration von z.b. kommentierungsmöglichkeiten oder gestaltungsmöglichkeiten in z.b. google map wächst jedoch die intelligenz der maschine durch die gebündelte interaktion der menschen. insofern verläuft der info-fluss in 2 richtungen und ist insofern inter-aktiv im sinne einer wechselseitigen kommunikation.

    zum thema nano learning verweise ich aus zeitgründen auf den text von elliott masie.
    http://www.clomedia.com/content/templates/clo_article.asp?articleid=1221&zoneid=173

    es geht dabei nicht um lernen mit unterbrechungen, sondern um problemorientiertes wissensmanagement oder die integration von mobilen wissensnuggets (womit wir wieder am anfang wären …).

    ich hoffe, dieser blogbeitrag mitsamt der anhängenden kommentierungen bildet auch einen kohärenten wissensbaustein 😉

    gruss, anja

  6. Marcel Beitragsautor

    Hallo zusammen,

    also ich muss jetzt erstmal sagen, wir sind begeistert, was hier für interessante Kommentare mit reichhaltigen Infos gepostet werden. Danke an euch beide und auch für den Link zum Masie-Artikel!

    Das sind meines Erachtens mehrere einzelne spezifische wissensbausteine (immer Kommentar-Anfrage und -Feedback), die zusammen mit dem Beitrag zu einem umfassenden, schlüssigen und übergeordneten Wissensbaustein zusammenwachsen.

    Wir verfolgen weiterhin als Lernende aufmerksam eure Gedanken und Hinweise!

    @ Anja: Könntest du uns den Link zum Downes-Artikel mit dem Thema „Webtops“ posten oder mailen? Da würden wir sehr gerne noch Infos im Exposé mit einbringen.

    Gruss, Marcel

  7. Anja C. Wagner

    hallo marcel,

    den begriff webtops verwendet downes in einigen seiner präsentationen, die mit passendem mp3-file zum download auf seiner seite bereit gestellt werden. da aber offensichtlich seine website neu aufgesetzt wird, ist derzeit keine online-suche möglich.

    ein beispiel: Continuing to Play Around With Webtops (http://www.downes.ca/cgi-bin/page.cgi?post=35013)

    über downes + webtop findet man weitere linkhinweise in google …

    btw: bei der recherche begegnete mir erneut dieser downes-vortrag, der für euch ple-forscher sicherlcih interessnt sein dürfte: Web 2.0, E-Learning 2.0 and Personal Learning Environments (http://www.downes.ca/cgi-bin/page.cgi?post=37229)

    gruss, anja

  8. Martin Lindner

    von a|c|wagner hierher verwiesen (danke), darf ich auch noch meinen nugget beitragen:

    microlearning ist erst mal schlicht „lernen in microcontent-basierten digitale medien-umwelten“. vulgo „google learning“. aber man könnte auch blog learning dazu sagen usw. z.b. das, was passiert, wenn man die entscehidenden nuggets zum thema „microcontent“ im web sucht & aufnimmt, unterbrochen oder nicht.
    der wichtige begriff ist „microcontent“ = sehr kurz gesagt: „meme sized“ (Anil Dash), self-contained and adaequately formatted for fast consumption (*both* mentally and technologically). mehr dazu in diesen papers und präsentationen:
    http://phaidon.philo.at/martin/archives/000957.html
    (und lieber marcel : möchten sie nicht zur microlearning2007 konferenz kommen, zum extra günstigen studenten-tarif?)

  9. Marcel Beitragsautor

    Hallo Herr Lindner,
    vielen Dank für Ihren Beitrag und den Link! Wow, jetzt kriegen wir sogar schon Wissens-Nuggets direkt von den Hauptakteuren im Microlearning-Umfeld. Was ein Blog nicht alles möglich macht 🙂

    Ihre Einladung zur Microlearning2007 Konferenz klingt sehr interessant! Mein Kollege, Thomas Bernhardt, würde auch sehr gerne mitkommen. Ich hoffe nur, wir können genügend Zeit aufbringen, da unsere Diplomarbeit Ende Juni natürlich in der heißen Phase steckt.

    Wie günstig wäre denn der Studenten-Tarif?

    Beste Grüße
    Marcel Kirchner

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